Die Geschichte des Ordens in Dokumenten / 1842 - 1918

1842 - 1918
DER ORDEN UNTER DEM PROTEKTORAT DER PREUßISCHEN KRONE

Der Kanzler und der Vizekanzler der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite wurden vom König aus dem Kreis der deutschen Mitglieder ernannt.

Die ersten siebzehn Jahre der Geschichte des Ordens wurden vom stiftenden Hohenzollern(könig) und dem Gründungskanzler Alexander von Humboldt geprägt, der dieses Amt bis zu seinem Tode 1859 innehatte.

Ein Jahr davor mußte der durch einen Schlaganfall regierungsunfähig gewordene König die Regentschaft an seinen Bruder, den späteren Kaiser Wilhelm I. übertragen. Humboldt war es mit Billigung seines Monarchen gelungen, die Wahl der Ritter allein auf der Grundlage ihrer wissenschaftlichen oder künstlerischen Reputation zu ermöglichen, ungeachtet ihrer politischen Einstellung, die im Gegensatz zur Mehrheit der anderen Ordensmitglieder oder auch jener des Königs stehen konnte.

Die nachfolgenden Kanzler hielten bis zum Untergang des preußischen Königtums an diesem Grundsatz weitgehend fest. Diese waren: der Jurist Friedrich Carl von Savigny (1859–1861), der Maler Peter von Cornelius (1862–1867), der Altertumsforscher August Boeckh (1867), der Historiker Leopold von Ranke (1867–1886), der Maler Adolph von Menzel (1886–1905), der Astronom Arthur Julius Georg Friedrich Auwers (1905–1915) und der Maler Friedrich Schaper (1915–1919).

Argelander Ordenszeichen
  • Ordenszeichen des Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
    In der Stiftungsurkunde wird das Erscheinungsbild des Ordenszeichens genau beschrieben: „Der doppelt gekrönte Namenszug Friedrichs des Zweiten umgiebt, viermal wiederholt, in Kreuzesform, ein rundes goldenes Schild, in dessen Mitte der Preußische Adler steht. Die Ordens Devise umgiebt ringförmig, auf blau emailliertem Grunde, das Ganze, die Namenszüge mit den Kronen verbindend. Das Ordenszeichen wird, wie das dem Heere verliehene, an einem schwarzen, mit Silber geränderten Bande, um den Hals getragen.“

    Auch die Verleihungstage des Ordens dienten dem Gedächtnis an Friedrich den Großen. Friedrich Wilhelm IV. wählte drei Daten aus dem Leben seines Urgroßonkels aus: dessen Geburtstag am 24. Januar, den Regierungsantritt am 31. Mai und den Todestag am 17. August.

    Zu sehen ist das Ordenszeichen des Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), das seine Nachkommen 1972 der Bundesrepublik Deutschland übergaben. Argelander wurde im Mai 1874 als Nachfolger für den verstorbenen Ordensritter Peter Andreas Hansen gewählt.

Bericht Leopold v. Ranke
  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Bericht des Ordenskanzlers Ranke an den König, Berlin, 21. Mai 1874
    Leopold von Ranke (1795–1886) gilt als Begründer der modernen Historiographie und „Geschichtsschreiber des preußischen Staates“. In seinen großen Werken zur preußischen, französischen oder englischen Geschichte kam es ihm darauf an, eine quellenbasierte, möglichst objektive Darstellung des Stoffes der stark wertenden Geschichtsschreibung der Aufklärungszeit gegenüberzustellen.

    Ranke wurde 1865 für seine Verdienste in den Adelsstand erhoben. Zwei Jahre später wurde er zum Kanzler der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite ernannt, dem er seit 1855 angehörte.

    In seinem Schreiben an Kaiser Wilhelm I. berichtet der Ordenskanzlers Leopold von Ranke über die nach dem Tod von sieben Ordensmitgliedern durchgeführten Wahlen vom 19. Mai 1874. Nach der Auflistung der Verstorbenen werden die Namen der neugewählten Mitglieder und die auf sie jeweils entfallene Stimmenzahl erwähnt.

    Am Ende seines Schreibens bittet der Kanzler den König um die Bestätigung des Wahlergebnisses.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Bericht des Ordenskanzlers Ranke an den König, Berlin, 21. Mai 1874
    Leopold von Ranke (1795–1886) gilt als Begründer der modernen Historiographie und „Geschichtsschreiber des preußischen Staates“. In seinen großen Werken zur preußischen, französischen oder englischen Geschichte kam es ihm darauf an, eine quellenbasierte, möglichst objektive Darstellung des Stoffes der stark wertenden Geschichtsschreibung der Aufklärungszeit gegenüberzustellen.

    Ranke wurde 1865 für seine Verdienste in den Adelsstand erhoben. Zwei Jahre später wurde er zum Kanzler der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite ernannt, dem er seit 1855 angehörte.

    In seinem Schreiben an Kaiser Wilhelm I. berichtet der Ordenskanzlers Leopold von Ranke über die nach dem Tod von sieben Ordensmitgliedern durchgeführten Wahlen vom 19. Mai 1874. Nach der Auflistung der Verstorbenen werden die Namen der neugewählten Mitglieder und die auf sie jeweils entfallene Stimmenzahl erwähnt.

    Am Ende seines Schreibens bittet der Kanzler den König um die Bestätigung des Wahlergebnisses.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Bericht des Ordenskanzlers Ranke an den König, Berlin, 21. Mai 1874
    Leopold von Ranke (1795–1886) gilt als Begründer der modernen Historiographie und „Geschichtsschreiber des preußischen Staates“. In seinen großen Werken zur preußischen, französischen oder englischen Geschichte kam es ihm darauf an, eine quellenbasierte, möglichst objektive Darstellung des Stoffes der stark wertenden Geschichtsschreibung der Aufklärungszeit gegenüberzustellen.

    Ranke wurde 1865 für seine Verdienste in den Adelsstand erhoben. Zwei Jahre später wurde er zum Kanzler der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite ernannt, dem er seit 1855 angehörte.

    In seinem Schreiben an Kaiser Wilhelm I. berichtet der Ordenskanzlers Leopold von Ranke über die nach dem Tod von sieben Ordensmitgliedern durchgeführten Wahlen vom 19. Mai 1874. Nach der Auflistung der Verstorbenen werden die Namen der neugewählten Mitglieder und die auf sie jeweils entfallene Stimmenzahl erwähnt.

    Am Ende seines Schreibens bittet der Kanzler den König um die Bestätigung des Wahlergebnisses.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Bericht des Ordenskanzlers Ranke an den König, Berlin, 21. Mai 1874
    Leopold von Ranke (1795–1886) gilt als Begründer der modernen Historiographie und „Geschichtsschreiber des preußischen Staates“. In seinen großen Werken zur preußischen, französischen oder englischen Geschichte kam es ihm darauf an, eine quellenbasierte, möglichst objektive Darstellung des Stoffes der stark wertenden Geschichtsschreibung der Aufklärungszeit gegenüberzustellen.

    Ranke wurde 1865 für seine Verdienste in den Adelsstand erhoben. Zwei Jahre später wurde er zum Kanzler der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite ernannt, dem er seit 1855 angehörte.

    In seinem Schreiben an Kaiser Wilhelm I. berichtet der Ordenskanzlers Leopold von Ranke über die nach dem Tod von sieben Ordensmitgliedern durchgeführten Wahlen vom 19. Mai 1874. Nach der Auflistung der Verstorbenen werden die Namen der neugewählten Mitglieder und die auf sie jeweils entfallene Stimmenzahl erwähnt.

    Am Ende seines Schreibens bittet der Kanzler den König um die Bestätigung des Wahlergebnisses.

Neuwahlen 1874
  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Zusammenstellung der abgegebenen Stimmen
    Das Wahlverhalten der 22 stimmberechtigten Ordensmitglieder, deren Namen in der linken Spalte aufgelistet werden, kann der Übersicht entnommen werden, die der Kanzler dem König als Anlage zu seinem Schreiben übermittelte.

    Bei den Neugewählten handelt es sich um den „Kriegswissenschaftler“ Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke (1800–1891), den Historiker Heinrich von Sybel (1817–1895), den Architekten Gottfried Semper (1803–1879), den Physiker Gustav Robert Kirchhoff (1834–1887), den bereits erwähnten Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), den Orientalisten und Sprachwissenschaftler Friedrich Max Müller (1823–1900) und den Bildhauer Ernst Julius Hähnel (1811–1891).

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Zusammenstellung der abgegebenen Stimmen
    Das Wahlverhalten der 22 stimmberechtigten Ordensmitglieder, deren Namen in der linken Spalte aufgelistet werden, kann der Übersicht entnommen werden, die der Kanzler dem König als Anlage zu seinem Schreiben übermittelte.

    Bei den Neugewählten handelt es sich um den „Kriegswissenschaftler“ Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke (1800–1891), den Historiker Heinrich von Sybel (1817–1895), den Architekten Gottfried Semper (1803–1879), den Physiker Gustav Robert Kirchhoff (1834–1887), den bereits erwähnten Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), den Orientalisten und Sprachwissenschaftler Friedrich Max Müller (1823–1900) und den Bildhauer Ernst Julius Hähnel (1811–1891).

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Zusammenstellung der abgegebenen Stimmen
    Das Wahlverhalten der 22 stimmberechtigten Ordensmitglieder, deren Namen in der linken Spalte aufgelistet werden, kann der Übersicht entnommen werden, die der Kanzler dem König als Anlage zu seinem Schreiben übermittelte.

    Bei den Neugewählten handelt es sich um den „Kriegswissenschaftler“ Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke (1800–1891), den Historiker Heinrich von Sybel (1817–1895), den Architekten Gottfried Semper (1803–1879), den Physiker Gustav Robert Kirchhoff (1834–1887), den bereits erwähnten Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), den Orientalisten und Sprachwissenschaftler Friedrich Max Müller (1823–1900) und den Bildhauer Ernst Julius Hähnel (1811–1891).

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Zusammenstellung der abgegebenen Stimmen
    Das Wahlverhalten der 22 stimmberechtigten Ordensmitglieder, deren Namen in der linken Spalte aufgelistet werden, kann der Übersicht entnommen werden, die der Kanzler dem König als Anlage zu seinem Schreiben übermittelte.

    Bei den Neugewählten handelt es sich um den „Kriegswissenschaftler“ Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke (1800–1891), den Historiker Heinrich von Sybel (1817–1895), den Architekten Gottfried Semper (1803–1879), den Physiker Gustav Robert Kirchhoff (1834–1887), den bereits erwähnten Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), den Orientalisten und Sprachwissenschaftler Friedrich Max Müller (1823–1900) und den Bildhauer Ernst Julius Hähnel (1811–1891).

Hofball 1878
  • Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie

    Anton von Werner, Kaiser Friedrich als Kronprinz auf dem Hofball 1878, Adolph Menzel im Hintergrund
    Adolph Friedrich Erdmann von Menzel (1815–1905) gilt als der Hauptvertreter des Realismus in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts. Der aus Breslau stammende Maler und Zeichner wurde in Berlin vor allem als Illustrator verschiedener Werke über das Leben Friedrichs des Großen bekannt.

    Er machte sich einen Namen als Historienmaler, dessen Darstellungen von Personen und Ereignissen der preußischen Geschichte wie die Tafelrunde Friedrichs des Großen in Sanssouci außerordentlich populär wurden.

    Wilhelm II. verehrte Menzel und erhob ihn 1898 in den erblichen Adelsstand. Als Vertreter des Realismus war er gleichwohl als Maler und Zeichner auch ein Chronist seiner Zeit und ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche. Menzel war Mitglied der Akademien der Künste zu Berlin und Paris und Träger mehrerer Orden.

Dank Adolph Menzels 1883
  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Dank Adolph Menzels an Wilhelm I. für seine Ernennung zum Vizekanzler des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste am 27. Dezember 1882, Berlin, 5. Januar 1883
    Adolph Menzel wurde 1870 in die Friedensklasse des Ordens Pour le mérite aufgenommen. Kaiser Wilhelm I. ernannte ihn 1882 zum Vizekanzler, 1886 zum Kanzler des Ordens, den er in dieser Eigenschaft zwei Jahrzehnte lang prägte.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Dank Adolph Menzels an Wilhelm I. für seine Ernennung zum Vizekanzler des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste am 27. Dezember 1882, Berlin, 5. Januar 1883
    Adolph Menzel wurde 1870 in die Friedensklasse des Ordens Pour le mérite aufgenommen. Kaiser Wilhelm I. ernannte ihn 1882 zum Vizekanzler, 1886 zum Kanzler des Ordens, den er in dieser Eigenschaft zwei Jahrzehnte lang prägte.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Dank Adolph Menzels an Wilhelm I. für seine Ernennung zum Vizekanzler des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste am 27. Dezember 1882, Berlin, 5. Januar 1883
    Adolph Menzel wurde 1870 in die Friedensklasse des Ordens Pour le mérite aufgenommen. Kaiser Wilhelm I. ernannte ihn 1882 zum Vizekanzler, 1886 zum Kanzler des Ordens, den er in dieser Eigenschaft zwei Jahrzehnte lang prägte.

Ausländische Ritter 1915
  • Erörterung und Aufschiebung von möglichen Maßnahmen gegen deutschfeindliche ausländische Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite während des Krieges, Juni/Juli 1915
    Charles Camille Saint-Saëns (1835–1921) gilt als bedeutendster französischer Komponist der Spätromantik. Er hinterließ nicht nur ein außergewöhnlich vielfältiges kompositorisches Werk, darunter mehrere Opern, Symphonien und Klavierkonzerte, sondern brillierte auch als Organist, Pianist, Dirigent, Musikpädagoge und Musikwissenschaftler.

    Er wurde 1901 in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste aufgenommen.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Erörterung und Aufschiebung möglicher Maßnahmen gegen deutschfeindliche ausländische Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite während des 1. Weltkrieges, Juni/Juli 1915
    Vertrauliche Anfrage des Ordenskanzlers Friedrich Schaper vom 26. Juni 1915 über Forderungen auf der letzten Vorbesprechung der in Berlin anwesenden Ritter nach Ausschluß des französischen Musikers Camille Saint-Saëns. Dieser hatte das deutschfeindliche Lied „La Française, Chant Héroïque de la Grande Guerre“ vertont.

    Der britische Chemiker Sir William Ramsey hatte sich empörend über Deutschland und die deutsche Wissenschaft geäußert, der britische Diplomat und Historiker James Viscount Bryce hatte unter seinem Namen einen Bericht über deutsche Kriegsverbrechen in Belgien („Brice Report, German atrocities in Belgium“) herausgegeben.

    Die Rezeption Camille Saint-Saëns‘ in Deutschland war bereits vor dem Ersten Weltkrieg ambivalent. Während sein Talent und seine musikalischen Leistungen bewundert wurden, blieben seine Bemühungen nicht unbemerkt, den Einfluß deutscher Komponisten, vor allem Richard Wagners, auf das französische Musikschaffen einzudämmen. Den deutschen Rittern des Ordens mißfiel insbesondere die Vertonung des Chant Héroïque de la Grande Guerre, der 1915 als Beilage der populären Zeitung „Le Petit Parisien“ veröffentlicht wurde und in der der Feind als „des bandits sans honneur, sans foi“ (Banditen ohne Ehre, ohne Glauben) bezeichnet wurde.

    Darüber hinaus berichtete das deutsche Ordensmitglied Adolf von Harnack, daß der 1911 in den Orden aufgenommene Chemiker und Nobelpreisträger Sir William Ramsay sich dafür ausgesprochen habe, Deutschland nach dem Krieg aus den internationalen wissenschaftlichen Beziehungen auszuschließen. Auch das Ordensmitglied James Viscount Bryce, ein bekannter britischer Historiker, Rechtswissenschaftler und Politiker, erregte das Mißfallen der deutschen Ordensritter durch seinen Vorwurf, die Deutschen hätten in Belgien Kriegsverbrechen begangen.

    Um in Zukunft ausländische Ordensmitglieder von vergleichbaren Äußerungen abzuhalten, regte der Kanzler in seinem Schreiben an den preußischen Kultusminister an, einen Ausschluß der erwähnten Personen in Erwägung zu ziehen.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Erörterung und Aufschiebung möglicher Maßnahmen gegen deutschfeindliche ausländische Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite während des 1. Weltkrieges, Juni/Juli 1915
    Vertrauliche Anfrage des Ordenskanzlers Friedrich Schaper vom 26. Juni 1915 über Forderungen auf der letzten Vorbesprechung der in Berlin anwesenden Ritter nach Ausschluß des französischen Musikers Camille Saint-Saëns. Dieser hatte das deutschfeindliche Lied „La Française, Chant Héroïque de la Grande Guerre“ vertont.

    Der britische Chemiker Sir William Ramsey hatte sich empörend über Deutschland und die deutsche Wissenschaft geäußert, der britische Diplomat und Historiker James Viscount Bryce hatte unter seinem Namen einen Bericht über deutsche Kriegsverbrechen in Belgien („Brice Report, German atrocities in Belgium“) herausgegeben.

    Die Rezeption Camille Saint-Saëns‘ in Deutschland war bereits vor dem Ersten Weltkrieg ambivalent. Während sein Talent und seine musikalischen Leistungen bewundert wurden, blieben seine Bemühungen nicht unbemerkt, den Einfluß deutscher Komponisten, vor allem Richard Wagners, auf das französische Musikschaffen einzudämmen. Den deutschen Rittern des Ordens mißfiel insbesondere die Vertonung des Chant Héroïque de la Grande Guerre, der 1915 als Beilage der populären Zeitung „Le Petit Parisien“ veröffentlicht wurde und in der der Feind als „des bandits sans honneur, sans foi“ (Banditen ohne Ehre, ohne Glauben) bezeichnet wurde.

    Darüber hinaus berichtete das deutsche Ordensmitglied Adolf von Harnack, daß der 1911 in den Orden aufgenommene Chemiker und Nobelpreisträger Sir William Ramsay sich dafür ausgesprochen habe, Deutschland nach dem Krieg aus den internationalen wissenschaftlichen Beziehungen auszuschließen. Auch das Ordensmitglied James Viscount Bryce, ein bekannter britischer Historiker, Rechtswissenschaftler und Politiker, erregte das Mißfallen der deutschen Ordensritter durch seinen Vorwurf, die Deutschen hätten in Belgien Kriegsverbrechen begangen.

    Um in Zukunft ausländische Ordensmitglieder von vergleichbaren Äußerungen abzuhalten, regte der Kanzler in seinem Schreiben an den preußischen Kultusminister an, einen Ausschluß der erwähnten Personen in Erwägung zu ziehen.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Erörterung und Aufschiebung möglicher Maßnahmen gegen deutschfeindliche ausländische Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite während des 1. Weltkrieges, Juni/Juli 1915
    Vertrauliche Anfrage des Ordenskanzlers Friedrich Schaper vom 26. Juni 1915 über Forderungen auf der letzten Vorbesprechung der in Berlin anwesenden Ritter nach Ausschluß des französischen Musikers Camille Saint-Saëns. Dieser hatte das deutschfeindliche Lied „La Française, Chant Héroïque de la Grande Guerre“ vertont.

    Der britische Chemiker Sir William Ramsey hatte sich empörend über Deutschland und die deutsche Wissenschaft geäußert, der britische Diplomat und Historiker James Viscount Bryce hatte unter seinem Namen einen Bericht über deutsche Kriegsverbrechen in Belgien („Brice Report, German atrocities in Belgium“) herausgegeben.

    Die Rezeption Camille Saint-Saëns‘ in Deutschland war bereits vor dem Ersten Weltkrieg ambivalent. Während sein Talent und seine musikalischen Leistungen bewundert wurden, blieben seine Bemühungen nicht unbemerkt, den Einfluß deutscher Komponisten, vor allem Richard Wagners, auf das französische Musikschaffen einzudämmen. Den deutschen Rittern des Ordens mißfiel insbesondere die Vertonung des Chant Héroïque de la Grande Guerre, der 1915 als Beilage der populären Zeitung „Le Petit Parisien“ veröffentlicht wurde und in der der Feind als „des bandits sans honneur, sans foi“ (Banditen ohne Ehre, ohne Glauben) bezeichnet wurde.

    Darüber hinaus berichtete das deutsche Ordensmitglied Adolf von Harnack, daß der 1911 in den Orden aufgenommene Chemiker und Nobelpreisträger Sir William Ramsay sich dafür ausgesprochen habe, Deutschland nach dem Krieg aus den internationalen wissenschaftlichen Beziehungen auszuschließen. Auch das Ordensmitglied James Viscount Bryce, ein bekannter britischer Historiker, Rechtswissenschaftler und Politiker, erregte das Mißfallen der deutschen Ordensritter durch seinen Vorwurf, die Deutschen hätten in Belgien Kriegsverbrechen begangen.

    Um in Zukunft ausländische Ordensmitglieder von vergleichbaren Äußerungen abzuhalten, regte der Kanzler in seinem Schreiben an den preußischen Kultusminister an, einen Ausschluß der erwähnten Personen in Erwägung zu ziehen.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Erörterung und Aufschiebung möglicher Maßnahmen gegen deutschfeindliche ausländische Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite während des 1. Weltkrieges, Juni/Juli 1915
    Vertrauliche Anfrage des Ordenskanzlers Friedrich Schaper vom 26. Juni 1915 über Forderungen auf der letzten Vorbesprechung der in Berlin anwesenden Ritter nach Ausschluß des französischen Musikers Camille Saint-Saëns. Dieser hatte das deutschfeindliche Lied „La Française, Chant Héroïque de la Grande Guerre“ vertont.

    Der britische Chemiker Sir William Ramsey hatte sich empörend über Deutschland und die deutsche Wissenschaft geäußert, der britische Diplomat und Historiker James Viscount Bryce hatte unter seinem Namen einen Bericht über deutsche Kriegsverbrechen in Belgien („Brice Report, German atrocities in Belgium“) herausgegeben.

    Die Rezeption Camille Saint-Saëns‘ in Deutschland war bereits vor dem Ersten Weltkrieg ambivalent. Während sein Talent und seine musikalischen Leistungen bewundert wurden, blieben seine Bemühungen nicht unbemerkt, den Einfluß deutscher Komponisten, vor allem Richard Wagners, auf das französische Musikschaffen einzudämmen. Den deutschen Rittern des Ordens mißfiel insbesondere die Vertonung des Chant Héroïque de la Grande Guerre, der 1915 als Beilage der populären Zeitung „Le Petit Parisien“ veröffentlicht wurde und in der der Feind als „des bandits sans honneur, sans foi“ (Banditen ohne Ehre, ohne Glauben) bezeichnet wurde.

    Darüber hinaus berichtete das deutsche Ordensmitglied Adolf von Harnack, daß der 1911 in den Orden aufgenommene Chemiker und Nobelpreisträger Sir William Ramsay sich dafür ausgesprochen habe, Deutschland nach dem Krieg aus den internationalen wissenschaftlichen Beziehungen auszuschließen. Auch das Ordensmitglied James Viscount Bryce, ein bekannter britischer Historiker, Rechtswissenschaftler und Politiker, erregte das Mißfallen der deutschen Ordensritter durch seinen Vorwurf, die Deutschen hätten in Belgien Kriegsverbrechen begangen.

    Um in Zukunft ausländische Ordensmitglieder von vergleichbaren Äußerungen abzuhalten, regte der Kanzler in seinem Schreiben an den preußischen Kultusminister an, einen Ausschluß der erwähnten Personen in Erwägung zu ziehen.

Stellungnahme MgUM
  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Stellungnahme des Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, Berlin, 17. Juli 1915
    Der preußische Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, August von Trott zu Solz, der innerhalb des Preußischen Staatsministeriums für den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste zuständig war, empfahl in seinem Schreiben an den kaiserlichen und königlichen Hof, die Angelegenheit ruhen zu lassen, um öffentliche Aufmerksamkeit zu vermeiden.

    Schließlich regte er an, sich in vergleichbaren Fällen an den Empfehlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin zu orientieren, die in der Sitzung vom 22. Juli 1915 darüber beraten werde, „ob Schritte gegen diejenigen Mitglieder unternommen werden sollen, die sich über die deutsche Wissenschaft besonders abfällig und gehässig geäußert haben“.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Stellungnahme des Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, Berlin, 17. Juli 1915
    Der preußische Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, August von Trott zu Solz, der innerhalb des Preußischen Staatsministeriums für den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste zuständig war, empfahl in seinem Schreiben an den kaiserlichen und königlichen Hof, die Angelegenheit ruhen zu lassen, um öffentliche Aufmerksamkeit zu vermeiden.

    Schließlich regte er an, sich in vergleichbaren Fällen an den Empfehlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin zu orientieren, die in der Sitzung vom 22. Juli 1915 darüber beraten werde, „ob Schritte gegen diejenigen Mitglieder unternommen werden sollen, die sich über die deutsche Wissenschaft besonders abfällig und gehässig geäußert haben“.